re:think P2P – Interview mit Denny Neidhardt

Hallo Denny! Vielen Dank, daß Du Dir die Zeit genommen hast um heute mit mir über einen spannenden Investmentbereich zu sprechen, den viele vielleicht noch gar nicht kennen. Du bist Experte für P2P Kredite. Für all diejenigen, die Dich noch nicht kennen und denen der Begriff P2P noch nichts sagt – kannst Du Dich kurz vorstellen und erklären, was es mit P2P Krediten auf sich hat und wie Du zu diesem Thema gekommen bist?

Hallo Raik! Vielen Dank für die Interview-Anfrage. Ich bin 29 + 1 Jahr alt, geboren, aufgewachsen und aktuell wohnhaft in Berlin. Seit Oktober 2018 bin ich hauptberuflich selbständig, nachdem ich zuvor ca. fünf Jahre im Geschäftskundenvertrieb (B2B) gearbeitet habe. Ich hatte zur der Zeit zwar auch schon ein Gewerbe, allerdings nur nebenberufliche Tätigkeiten wie die Webseitenerstellung- und Betreuung für andere Unternehmen abzuwickeln.

Zu P2P Krediten bin ich im September 2017 durch einen Online-Kongress gekommen, wo es im weitesten Sinn darum ging, wie man mit digitalen Geschäftsmodellen Geld verdienen kann. Da ging es dann um Themen wie Affiliate Marketing, FBA, KDP, e-Commerce, T-Shirt Business, etc. Es gab aber auch einzelne Vorträge zu digitalen Investments, wozu auch P2P Kredite gehört haben. Dabei bin ich dann hängen geblieben und habe gleich nach wenigen Wochen meine ersten Investments getätigt.

P2P Kredite sind im einfachsten Sinne ganz normale Darlehen, bei denen die Finanzierung jedoch nicht durch die Bank, sondern durch eine große Masse an Privatanlegern erfolgt. Als Intermediär fungiert in diesem Fall eine P2P Plattform, welche sich je nach Geschäftsmodell auch teilweise direkt um die Kreditnehmerbewertung oder das Inkasso kümmert.

Das Kreditgeschäft, an dem die Banken jahrelang sehr gut verdient haben, wird durch die Disruption in der Finanzbranche und die dadurch entstehenden Fintechs, nun auch für Privatanleger als Investmentvehikel geöffnet.

Wodurch unterscheiden sich P2P Investments von “herkömmlichen” Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Fonds oder ETFs und welche Rolle spielen sie in einem Portfolio?

Jede Anlageklasse hat so ihre Eigenarten. So auch P2P Kredite. Ich denke auf der positiven Seite sticht sicherlich hervor, dass die Investments sehr passiv verwaltet werden können und dass man den Cashflow relativ gut prognostizieren kann. Wer also ein sehr einkommensorientierter Investor ist, findet hier bestimmt etwas für sich.

Die Rendite kann aber auch maßgeblich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abhängen. Je nachdem wie sich die besonders jungen P2P Plattformen bewähren und wie es mit der Rückzahlungsmoral in rezessiven Phasen aussieht. Deswegen mag ich das Argument, dass P2P kaum mit dem Aktienmarkt korreliert und deshalb als Ergänzung so gut sei, eigentlich nicht. Oberflächlich stimmt es zwar, aber die Risiken sind nur nachgelagert und werden anders sichtbar.

Zudem sehe ich die fehlende Regulierung in vielen Ländern als ein zentrales Problem an. Denn da wo viel Geld hinwandert und es keine ausreichend gesetzlichen Grundlagen für die Online-Kreditvergabe gibt, zieht das natürlich auch immer moralisch-fragwürdige Unternehmen an.

Persönlich nutze ich P2P Investments sehr gerne und im Vergleich zum Markt auch etwas übergewichteter, da ich mir einbilde viele Risiken besser abwägen zu können. Zudem bin ich regelmäßig mit den P2P Plattformen meiner Wahl im Austausch, besuche diese vor Ort oder man trifft sich auf bestimmten Kongressen und Events.

Gibt es eine Mindestsumme, um in P2P investieren zu können? Wie hoch ist die zu erwartende Rendite?

Man kann mit vergleichsweise wenig Geld anfangen. Bei den meisten P2P Plattformen, mit Fokus auf Konsumkrediten, kann man schon ab zehn Euro pro Kredit anfangen zu investieren. Bei Anbietern mit Fokus auf Immobilien- oder Geschäftskrediten sind es zwischen 50 und 100 Euro.

Wichtig ist hierbei natürlich auch eine gewisse Quantität an Krediten, damit das Portfolio ausreichend diversifiziert ist. Eine kleine Faustregel: Der Faktor sollte bei der Diversifikation im Idealfall kleiner als 1 sein. Dieser errechnet sich, indem man den Kehrwert der quantitativen Anzahl der Kredite bildet. Habe ich also 100 Kredite zu je 10 Euro finanziert, habe ich 1.000 Euro investiert mit einem Diversifikationsgrad von 1.

Die Märkte sind im Zuge der Corona-Krise weltweit massiv gefallen. Die Wirtschaft steuert auf eine Rezession zu und die Arbeitslosenquote wird vermutlich steigen. Wie sind P2P Plattformen davon betroffen?

Die Auswirkungen können sehr vielfältig sein. Natürlich hat eine steigende Arbeitslosigkeit unmittelbare Auswirkungen auf bestehende Kreditforderungen und damit auch die Performance. Es wird sich aber auch zeigen, wie gut viele P2P Plattformen finanziell aufgestellt und kapitalisiert sind. Kreditgeber, die jetzt nicht profitabel sind und die viel mit Fremdkapital gearbeitet haben (Leverage-Effekt), besitzen jetzt deutlich stärke Risiken.

Wenn sogar Gold und Anleihen abverkauft werden, weil der Markt unbedingt Liquidität will, sollte man sich zwei Mal überlegen, ob man sich über höhere Zinsen bei den P2P Plattformen freuen und diese als „Schnäppchen“ bezeichnen sollte.

Zudem kommt bei Nicht-Europäischen Kreditgebern auch noch das Fremdwährungsrisiko hinzu, da viele Weichwährungen in den letzten Wochen stark abgewertet worden sind. Teilweise um bis zu 30 Prozent. Da die Haftung bei den Kreditgebern liegt, verschärft das diese Situation noch zusätzlich.

Allgemein würde ich aber auch sagen, dass man hier je nach Kreditart (Konsumkredite, Immobilien, Geschäftskredite) und Geschäftsmodell (Marktplatz, klassisches P2P) unterscheiden sollte.

Hast Du eine Lieblingsplattform, auf der Du investierst? Und wenn ja, warum?

Ich bin kein Opportunist, der nur aus Selbstzweck überall investiert. Oder weil ich meinen Blog dadurch besser monetarisieren kann. Ich fokussiere mich aktuell nur auf sechs unterschiedlichen P2P Plattformen. Jede davon hat seine Eigenheiten, Vor- und Nachteile. Insofern habe ich keine Lieblingsplattform an sich. Aber jede bietet mir einen gewissen Mehrwert, weshalb ich dort auch investiere.

Ist ein P2P Investment auch schon mal richtig schief gegangen?

Jeder muss mal Lehrgeld zahlen. Das gehört dazu. Geld verloren habe ich durch P2P Investments noch nicht. Aber mal sehen was noch passiert. Abgerechnet wird zum Schluss 😉

In welche anderen Anlageklassen investierst Du und welchen Anteil machen Deine P2P Investments insgesamt aus?

Ich bin seit 2017 Eigentümer eines Einfamilienhauses, welches ich seitdem vermietet habe. Darüber hinaus fokussiere ich mich auch immer stärker auf Aktien, bei denen die Unternehmen einen nachhaltige und verlässliche Dividendenpolitik besitzen.

Welchen Tipp hast Du für Einsteiger, die sich näher mit diesem Thema beschäftigen wollen?

Aktuell veröffentliche ich einmal pro Woche einen neuen, ausführlichen und tiefgründigen Inhalt zu diesem Themenkomplex. Sei es zu einzelnen P2P Plattformen oder zu übergeordneten Themen und Trends. Wer will, kann sich das ganze auf dem Blog dann durchlesen, auf YouTube ansehen oder im Podcast anhören.

Abseits dessen würde ich behaupten, dass ich mit Geldanlage P2P-Kredite dazu auch ein ganz gutes Buch geschrieben habe :D. Zumindest, wenn man den Rezensionen Glauben schenken darf.

Wer Fragen hat, der kann mich gerne direkt via Email kontaktieren oder der soll mal in meiner Community auf Facebook vorbeischauen. Dort helfen sich viele Privatanleger gegenseitig, wenn es mal Fragen und oder Probleme gibt.

Gibt es typische Fehler, die auch Fortgeschrittene P2P Anleger immer mal wieder machen?

Sicherlich. Ich weiß aber nicht, ob man das verallgemeinern kann.

Bei mir persönlich merke ich zwei Dinge: Zum einen, dass ich häufig zu schnell investiere. Wenn ich den Business Case einer P2P Plattform mag und davon überzeugt bin, investiere ich meistens in einem Tempo, bei dem die Investitionserfahrung nicht hinterherkommt. Das gehört aber mit dazu, um ein komplettes Bild zu bekommen.

Zum anderen sehe ich bei mir, dass ich anfänglich immer sehr progressiv und risikoreich investiere, später aber dann etwas konservativer herangehe, weil mir das Risiko-Rendite Verhältnis doch nicht so gut passt. Ich denke, dass ich bei diesen Punkten noch etwas ruhiger werden muss.

Welche Investitionen planst Du in näherer Zukunft?

Wie schon angeklungen, haben wir wirtschaftlich gerade eine sehr spannende und ungewisse Zeit vor uns. Ich hole daher auch ein paar Schäfchen ins Trockene und werde genau beobachten, wo sich demnächst interessante Möglichkeiten auftun.

Abgesehen davon, versuche ich mich darüber hinaus auch immer wieder bei neuen Themen weiterzubilden. Wie sagt man so schön, eine Investition in Wissen bringt noch immer die beste Rendite! 😉

Vielen Dank an Denny Neidhardt für das super interessante Interview.
Interessiert Dich das Thema? Hier kannst Du direkt mehr über Denny und P2P erfahren.

Kontakt zu Denny & re:think P2P
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