Zocken oder investieren

besser investieren

Zocken oder investieren? So erkennst Du den Unterschied!

Ich habe vor kurzem eine Talkshow gesehen, in der es um die “Enteignung” von Sparern durch Null- oder Negativzinsen ging. Okay – ich bin ehrlich – ich habe mir nur eine Zusammenfassung durchgelesen. Eine komplette Sendung voller emotionaler Inkompetenz und politischer Machtspielchen überstehe ich einfach nicht, um danach nachts ruhig schlafen zu können.. 

Sahra Wagenknecht, Ex-Fraktionschefin der Linken, hat in dieser Diskussion einen interessanten Satz gesagt: 

„Ich finde es fahrlässig, Kleinanleger in das Casino des Aktienhandels zu schicken!“

Ist der Aktienhandel wirklich ein Casino?

Wer sich diese Frage stellt, hat wahrscheinlich keine oder schlechte Erfahrungen an den Finanzmärkten gemacht. 

Als einigermaßen rationaler Investor sehe ich die Finanzmärkte natürlich keineswegs als Casino an. In einem Casino baue ich auf mein Glück. Und meine Gewinnchance kann ich erhöhen, in dem ich mehr einsetze und unterschiedliche Felder beim Roulette kombiniere. Rein statistisch gewinnt aber, über einen längeren Zeitraum betrachtet, immer das Casino. Sonst würde dieses Geschäftsmodell ja auch gar nicht funktionieren.

Es gibt Investoren, die es an den Kapitalmärkten ähnlich handhaben. Sie versuchen, innerhalb kürzester Zeitspannen Kursänderungen auszunutzen. Das tun sie in der Regel mit mathematischen Modellen, die über Hochleistungscomputer Kauf oder Verkaufsorders platzieren. Das geht sogar soweit, daß es ein Wettrennen gibt (oder gab), wer das schnellste Glasfaserkabel möglichst dicht an der nächsten Börse kaufen konnte, um auch nur eine Millisekunde vor den anderen Zockern handeln zu können.

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Im Privatbereich machen sich immer mehr “Experten” breit, die eine goldene Formel für das kurzfristige Handeln, neudeutsch “Day-Trading”, gefunden haben und gegen ein “kleines” Entgelt in Coachings und Seminaren weitergeben.

Wenn ich mich zwischen Casino und Day-Trading Seminar entscheiden müßte, würde ich ins Casino gehen. Dort mache ich mir dann einen schönen Abend mit Freunden. Man unterhält sich, trinkt etwas zusammen und setzt seine Jetons auf irgendeine Zahl oder Farbe oder sonstige Kombination. Wenn man gewinnt, freut man sich. Wenn man verliert auch. Weil man einen schönen Abend hatte. 

Wer am kurzfristigen Aktienhandel mehr Spaß hat – bitte schön. Mit Investment hat das nichts zu tun. Mit Langfristigkeit und Nachhaltigkeit erst recht nicht.

Wenn ich Geld anlege, dann tue ich das in der Regel mit dem Ziel, dieses Geld zu vermehren, also Rendite zu erwirtschaften. Das muß nicht sofort oder in ein paar Stunden passieren, sondern über viele Jahre.

Die kurzfristigen Bewegungen an den Kapitalmärkten kann niemand vorhersagen. Es gibt Millionen Marktteilnehmer, die kaufen und verkaufen und sich dabei oft auch irrational verhalten und eben nicht nach mathematischen Modellen. Die kurzfristigen Bewegungen sind mir als langfristig orientierter Investor aber fast völlig egal.

Dieses tägliche “Hintergrundrauschen” blende ich größtenteils aus.

Das tägliche auf und ab an den Märkten beeinflusst meine Anlageentscheidungen nicht. Denn Märkte steigen über einen längeren Zeitraum. Zumindest taten sie das in den vergangenen 250 Jahren. Und ich sehe nicht, warum das nicht auch in Zukunft so sein sollte. Solange es Unternehmen gibt, die gut geführt werden, gute Produkte herstellen (die die Menschen dann auch noch gern kaufen), und dabei auch noch gute Gewinne erwirtschaften, wird man mit sinnvollen Investments auch Renditen erwirtschaften können.

Ja, es gibt in der Geschichte auch Zeitpunkte, die für ein Investment denkbar schlecht waren. Heute eingestiegen und dann in den nächsten Wochen erstmal 20, 30 oder gar 50% an Kursverlusten eingefahren. Das passiert immer dann, wenn man unmittelbar vor einem (nicht vorhersehbaren) Crash investiert. Und das kann natürlich jedem passieren.

Das Risiko des Market Timings, also des richtigen Zeitpunktes, kann man verringern. Wenn ich einen bestimmten Betrag investieren möchte, dann tue ich das meist in mehreren kleineren Tranchen über einen bestimmten Zeitraum. Natürlich partizipiere ich dadurch auch weniger an Kursanstiegen, wenn ich anfänglich nur mit einem Teilbetrag meines Investments dabei bin. Aber diesen Preis zahle ich gern.

Denn ich denke langfristig. Investieren, statt zocken.